Als die Sonne sich kurz nach 7:00 Uhr über den Horizont erhebt, wachen wir auf. Es ist noch sehr kühl, unter 10°C. Und so kleiden wir uns entsprechend dick ein.
Zum Aufwärmen bereiten wir uns einen Kaffee. Wir genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen über der weiten Graslandschaft. Die weite Ebene mit kleinen Büschen wird nur hier und da in der Ferne von einzelnen Baumgruppen unterbrochen.
Es ist ein eigenartiges Gefühl. Zehn Meter vor uns ist der Asphalt der Wills Developmental Road. Hinter uns der Stacheldrahtzaun der Rinderweide. Absolute Ruhe in der Umgebung. Kein einziges Fahrzeug zieht in dieser Stunde vorbei. Die Landschaft wirkt wie ein Stillleben.
Aus dem Augenwinkel sehe ich einen kleinen bunten Vogel in einem etwas entfernten Busch fliegen. Ich schleiche mich vorsichtig an und komme dem Vogel immer näher. Alle zwei Meter mache ich ein Foto. Er fliegt erst auf, als ich etwa 5 Meter vor ihm stehe. Nebenstehend, das zweite Foto, zeigt diesen eisvogelartigen Gesellen. Der bunte Vogel heißt Red-backed Kingfisher und, wen es interessiert, auf Latein Todiramphus pyrrhopygius.
Für heute planen wir eigentlich nur Strecke Richtung Ostküste zu machen. Als Ziel für den Abend haben wir den Mt. Walker anvisiert. Zwischendurch müssen wir noch einen Stopp beim Arzt in Julia Creek einlegen. Gabi kämpft schon zwei Tage mit einer Blasenentzündung.
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Gegen 8:30 Uhr starten wir. Die Wills Developmental Rd führt für rund 300 Kilometer immer Richtung Südosten. Nach nur wenigen Kilometern müssen wir schon stoppen. Wir stehen vor einer roten Ampel mitten im Nichts. Der Grund sind Instandhaltungsarbeiten an der Strecke.
Kaum sind wir die Baustelle durchfahren, müssen wir schon wieder haltmachen. Es ist aber ein angenehmer Stopp. Vier australische Trappen queren ganz gemütlich die Straße. Wir genießen den Augenblick und machen einige Fotos aus dem Auto heraus.
Nur fünf Minuten weiter, kurz nach 9:00 Uhr, sehen wir vor uns immer wieder Schwärme von kleineren Vögeln nahe der Strecke auffliegen, kreisen und wieder im Gras landen. Wir halten erneut an der Landezone der Vögel. Es sind mal ein Schwarm Wellensittiche, ein anderes Mal ein Schwarm Nymphensittiche, die hier um ein Wasserloch zur Viehtränke nahe der Straße kreisen. Je Schwarm sind es immer etwa 50 bis 100 Tiere. Dies sind, vor allem bei Wellensittichen, nicht besonders viele Tier. Hier gibt es manchmal Schwärme von bis zu mehreren Tausend Vögeln. Wir beobachten dieses nette Schauspiel einige Zeit, bevor wir weiterfahren.
Da wir bis jetzt nicht sehr weit gekommen sind, heißt es jetzt endlich Kilometer machen. Wir durchfahren den kleinen Ort Four Ways. Hier kreuzt sich die Wills Developmental Rd mit Bruketown Rd. Es ist eigentlich nur ein Roadhouse mit Tankstelle an einer Rinderfarm.
Nach etwa 150 Kilometern auf der eintönigen Wills Developmental Rd machen wir wieder eine kleine Pause nahe des Scrubby Creek. Wir vertreten uns hier kurz die Füße entlang der Zufahrt zur Kalmeta Station. Nach nur wenigen Metern sehe ich rechts von mir in einem kleinen Baum Bewegung. Es sind einige Wellensittiche. Am Camper zurück, gehe ich vor dem Auto entlang, und muss etwas Bedauerliches sehen. Wir haben während der Fahrt einen Wellensittich getötet. Er klemmt im Kühlergrill. Nachdem wir das Tier entfernt haben, fahren wir bis zum Cloncurry River weiter.
Nach nun insgesamt 200 Kilometern queren wir den Cloncurry River über eine Brücke. Es fließt kein Wasser mehr. Aber zu unserer linken Seite sehen wir noch viel Wasser in einer Senke. Die knapp einen halben Kilometer lange Senke ist von Sandbänken unterbrochen. Und hier sehen wir einen riesigen Schwarm weißer Vögel. Von hier können wir aber nicht ausmachen, um welche Vogelart es sich handelt. So beschließen wir uns diesem Schwarm zu Fuß zu nähren.
Etwa 250 Meter hinter der Brücke des Cloncurry River biegen wir links in einen Track ab. Nur wenige Meter weiter, hinter einem Viehgatter, parken wir den Camper und steigen aus. Und als ich an der Front unseres Campers vorbei komme, sehe ich schon wieder einen kleinen Vogel im Kühlergrill hängen. Diesmal war es ein Zebrafink. Auch diesen armen kleinen Kerl entferne ich vom Grill.
Ab hier gehen wir zu Fuß Richtung Wasser. Man kann den Vogelschwarm schon hören, aber nur wenige weiße Vögel in der Ferne in den Bäumen am Ufer sehen. Je näher wir dem Wasser kommen, umso lauter wird es. Und als wir die Uferböschung erreichen sehen wir nun auch den ganzen Schwarm. Es handelt sich um schätzungsweise weit über tausend weiße Kakadus. Sie sitzen auf den Sandbänken und picken vermutlich im Schlamm nach nötigen Mineralien.
Mit einmal steigt der gesamte Schwarm auf. Das Geschnatter oder Kreischen der Kakadus ist dabei fast ohrenbetäubend. Nach rund 300 Metern lassen sie sich erneut im Flussbett nieder. Wir folgen den Vögeln entlang des Flusses. Dabei kommen uns einige Rindviecher unangenehm nahe. Wir versuchen sie zu ignorieren und laufen einfach weiter.
In Höhe des Schwarms angekommen, setzen wir uns an die Uferböschung und sehen dem geselligen Treiben der vielen Kakadus einige Zeit zu. Bevor wir den Rückweg antreten, lassen wir den gesamten Schwarm nochmal durch lautes Klatschen in die Hände aufsteigen. Was für ein faszinierendes Ereignis.
Nun fahren wir weiter auf der Wills Developmental Rd bis Julia Creek.
Nach 96 Kilometern trifft die Wills Developmental Rd auf den Flinders Hwy. Ab hier ist die Straße asphaltiert. Nur 3,5 Kilometer Richtung Osten fahren wir in den kleinen Ort Julia Creek ein.
Ab jetzt steht nur noch Gabis Blasenentzündung im Vordergrund. Wir sind so damit beschäftigt, dass wir kein einziges Foto in Julia Creek machen. Erst einmal müssen wir die englische Bezeichnung für Blasenentzündung und für Antibiotikum herausfinden. Ich bemühe ein Übersetzungstool auf meinem Handy. Nichts geht, kein Datenempfang trotz LTE. Wir müssen das Problem irgendwie lösen. Wie sollen wir uns sonst einem Arzt erklären?
Und so fahren wir in die Ortsmitte. Hier gibt es eine Bibliothek. Diese gibt es in fast allen etwas größeren Orten im Outback. Und in jeder dieser Bibliotheken gibt es auch einen Computer mit freiem Internetzugang für jedermann. Hier suchen wir nach den Übersetzungen: Blasenentzündung = cystitis, Antibiotikum = antibiotic.
So gerüstet, fahren wir an das Ortsende von Julia Creek. Hier gibt es ein Krankenhaus, eine Art Poly-Klinik, den McKinlay Shire Multi Purpose Health Service. So etwas gibt es ebenfalls in fast allen etwas größeren Orten im Outback. Wir parken direkt vor dem Eingang und treten ein.
Hier, an der Rezeption, werden wir freundlich begrüßt. Wir schildern Gabis Problem mit Händen und Füssen. Wir erklären auch, dass Gabi ein Antibiotikum benötigt. Daraufhin teilt uns die Angestellte mit, dass erst einmal eine Untersuchung durch einen Arzt stattfinden muss. Dieser ist aber momentan nicht im Haus und muss gerufen werden. Weiterhin erklärt uns die Angestellte immer wieder, dass es sehr teuer wäre. Ich sage ihr daraufhin, dass es kein Problem damit gäbe. Ich zahle mit Kreditkarte. Außerdem habe ich eine Auslandskrankenversicherung.
Nun wurden wir in ein Untersuchungszimmer gebeten. Nach einem Gespräch mit einer Arzthelferin oder Krankenschwester folgt einer Abtastung des Bauchraumes und anschließend die Abgabe einer Urinprobe. Nun warten wir auf das Ergebnis aus dem Labor und das Eintreffen des Arztes. In dieser Zeit werden uns immer wieder die hohen Kosten diese Behandlung erklärt, ohne dabei eine Summe zu nennen.
Nun tritt der Arzt ein. Die Laborwerte liegen auch schon vor. Nach kurzem Gespräch mit dem Arzt wird uns ein Antibiotikum ausgehändigt. Und nun geht es zur Rechnung. Ich erwarte einen saftigen Betrag. Die Rechnung beträgt dann doch nur etwas über 300 australische Dollar. Erleichtert über diesen eher überschaubaren Betrag, zahle ich mit meiner Kreditkarte. Bei dem aktuellen Wechselkurs sind das etwa 240 Euro. Gabis Beschwerden sollten nun innerhalb von drei Tagen vergessen sein. Und so können wir gut versorgt weiterreisen. Nach zwei Tagen ist Gabi dann auch beschwerdefrei.
Gegen 16:30 Uhr verlassen wir gut versorgt Julia Creek. Unser Ziel für heute Abend ist der Mt. Walker. Wir müssen uns aber sputen, damit wir dort noch den Sonnenuntergang genießen können.
So folgen wir dem Flinders Hwy. Der Flinders Hwy bittet auf den nächsten 250 Kilometern kaum Abwechslung - nur ebenes Grasland soweit das Auge reicht. Nach etwa 120 Kilometern sehen wir wild lebende Kamele zu unserer rechten Seite. Kamele gehören nicht zur einheimischen Fauna. Sie sind durch die ersten Siedler nach Australien gebracht worden. Nachdem sie nicht mehr als Transporttiere gebraucht wurden, hat man sie freigelassen. Und so finden sie im Outback vorzügliche Bedingungen.
Nach weiteren 30 Kilometern durchfahren wir den beschaulichen Ort Richmond. Er liegt direkt am Zusammenfluss vom Flinders River und Dutton River. Der kleine Ort mitten im Outback macht auf uns sofort einen einladenden Eindruck. Mit etwas mehr Zeit hätten wir uns hier gerne etwas umgesehen.
Wir folgen dem Flinders Hwy 115 Kilometer bis zum Ort Hughenden. Dort fahren wir als erstes an den Flinders River. Er liegt in seinem sandigen Flussbett komplett trocken. Und so dauert unser Aufenthalt hier nur wenige Minuten. Wir drehen noch eine Runde durch den Ort. Dabei gönnen wir uns noch ein Eis, was mitten im Outback ein besonderer Genuss ist.
Kurz darauf verlassen wir Hughenden. Dabei folgen wir nun der Hughenden Muttaburra Rd bis zum Mt. Walker.
Wir kommen nach 11 Kilometern an der Zufahrt auf den Mt. Walker an. Wir biegen rechts ab. Die ersten 1700 Meter fahren wir ohne viel Steigung auf den Mt. Walker zu. Dabei stehen rechts und links der asphaltierten Fahrbahn immer wieder Autos, was uns zu denken gibt.
Plötzlich nimmt die Steigung zu. Sie liegt bei bis zu 25 Prozent. Die Fahrbahn wird einspurig und ist auf beiden Seiten von Felsen begrenzt. Ein Ausweichen bei Gegenverkehr ist hier nicht möglich. Zu alledem ist die Auffahrt noch engkurvig. Man kann also zwischen den Felsen nicht einsehen, ob man Gegenverkehr bekommt. Wir hoffen, dass wir ohne Gegenverkehr hochkommen und fahren im zweiten Gang auf den Berg. Nach gut 500 Metern ist der Spuk dann aber vorbei - kein Gegenverkehr, alles sicher überstanden. Der Rückweg liegt aber noch vor uns.
Auf dem Mt. Walker angekommen, fahren wir über das Plateau an den westlichen Rand des Berges. Hier liegt der Mt. Walker Lookout. Leider sind wir etwas zu spät. Die Sonne ist schon hinter dem Horizont gesunken. Wir können nur noch den roten Schein über der weiten Ebene des Outback betrachten. Trotz alledem war das kleine Abenteuer den Weg wert.
Eigentlich haben wir geplant, unser Camp für die Nacht direkt auf dem Mt. Walker aufzuschlagen. Jedoch stehen hier alle paar Meter Verbotsschilder für das Campen. Und so verlassen wir den Mt. Walker relativ schnell. Wir müssen jetzt die Abfahrt vom Mt. Walker in starker Dämmerung meistern. Ein Vorteil dabei ist, dass möglicher Gegenverkehr schon vom Weiten am Licht auszumachen ist. Das hoffen wir zumindest. Wir meistern auch die Abfahrt ohne Vorfälle.
Nun müssen wir auf die Schnelle einen Platz für die Nacht finden. Da es schon fast dunkel ist, folgen wir einfach der Hughenden Muttaburra Rd Richtung Süden. Nach gut 3 Kilometern finden wir eine Stelle nahe der Strecke mit etwas mehr Platz zum Ausbreiten.
Wir essen zu Abend. Außerdem waschen wir noch im Dunkeln einige Kleidungsstücke durch. Danach lassen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.